aktueller Marktkommentar Mai 2022

Die ersten fünf Monate des Jahres 2022 sind nahezu um und die Welt scheint eine völlig andere zu sein, als in den letzten Jahren. Ausgehend durch den Krieg in der Ukraine und unterbrochene Lieferketten insbesondere in die asiatischen Länder, kam es in den letzten Monaten zu einer deutlich anziehenden Inflation. Auch in Deutschland zogen die Preise auf Jahresbasis um zuletzt 7,4 % an.

In den USA hat die Notenbank FED inzwischen reagiert und den Leitzins bereits zweimal um insgesamt 0,75 % angehoben. Die europäische Notenbank EZB wird voraussichtlich im Juli eine erste Zinserhöhung durchführen. Im Vorgriff dessen erhöhen bereits einige Banken wie die ING die Grenzen für die Negativzinsen wieder von 50.000 auf 100.000 Euro.

Sehr stark merkt man die Zinserhöhungen im Bereich der Immobilienfinanzierungen, wo viele Banken bereits über ein Dutzend Mal in den ersten fünf Monaten die Zinsen nach oben angepasst haben. Bekam man vor einem halben Jahr noch Finanzierungen bei rund 1 % ist es inzwischen schwierig, Zinssätze für 10-jährige Darlehen unter 2,5 % p.a. sichern zu können.

An den Aktien- und Rentenmärkten geht der Trend seit Wochen abwärts. Einen Gleichlauf dieser Märkte hatte es zuletzt 1994 gegeben. Das macht es vielen Fondsmanagern und Marktakteuren so schwer in den ersten Monaten überhaupt annähernd eine positive Rendite zu erreichen. Im Gegenteil verzeichneten z.B. viele Mischfonds, die in den letzten Jahren gut abgeschnitten hatten, in den ersten fünf Monaten Verluste im zweistelligen Prozentbereich. Aufgrund der Gleichläufigkeit boten die Rentenmärkte nicht wie üblich den gewünschten Risikopuffer.

Bemerkenswert ist auch, dass Unternehmen, die keine Gewinne bislang erwirtschaften (häufig die zuletzt so gehypten Tech-Werte) am amerikanischen Aktienmarkt besonders abgestraft wurden. So verloren diese Werte seit ihren Höchstkursen im Q4/2021 im Schnitt 72 %!

Auch die von empfohlenen Vermögensverwaltungen PRIVATE INVESTING konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen und notieren teilweise deutlich im Minus. So liegt die BfV Protect in 2022 bei -7,14 %, die GRÜNE KOHLE bei -14,5 % und die CARAT Megatrends bei -25,82 %. Zum Vergleich verliert der DAX seit dem 31.12.21 aktuell etwa 10 %, der TecDAX 20,5 %, der S&P500 13,7 % und der NASDAQ Composite rund 25 %. Öl verteuerte sich hingegen seit Jahresbeginn um 50 % und Gold rund 1,5 %. Auf der Anleiheseite verlor der Bund Future 10,7 %!

Insbesondere die nachhaltigen PI-Strategien wie unsere eigene Strategie GRÜNE KOHLE hatten es schwer. Die einzigen Branchen die seit Kriegsbeginn im Februar liefen waren Rohstoffe und Rüstung. Beides jedoch Branchen, die in einer nachhaltigen grünen Strategie nichts verloren haben. Aber wir sind uns sicher, dass sich dieser Trend im Laufe des Jahres auch wieder drehen wird, denn das Thema „Klimawandel“ und „ESG“ wird wieder mehr in den Fokus der Anleger rücken.

Wie könnte es weiter gehen? In den USA gehen viele Marktteilnehmer von einer Rezession in den nächsten Monaten aus. Die Notenbänker lassen (im Gegensatz zur EZB) aktuell keinen Zweifel daran, dass sie die Inflation unter Kontrolle bringen wollen. Das Risiko dabei ist durch die Leitzinsanhebungen die Konjunktur abzuwürgen. Genau das ist der Punkt, der viele Marktteilnehmer aktuell verunsichert. „Wie stark wird die FED die Leitzinsen anheben?“

Von daher werden viele in den nächsten Wochen insbesondere auf die Entwicklung der Inflationsdaten blicken.  Der PCE als einer der wichtigsten Indikatoren wird heute vor Börseneröffnung in den USA wieder veröffentlicht. Gibt es hier erste Entspannungstendenzen, könnten die Märkte zu einer (zumindest vorübergehenden) Erholung ansetzen. Das die US-Wirtschaft aktuell eher schwächelt zeigten zuletzt die Quartalszahlen der Einzelhandelsketten Walmart und Target. Wenn die Notenbänker also Entwicklungen sehen, die auf eine nachlassende Inflation und zugleich schwächelnde Wirtschaft deuten, könnte es doch zu weniger Zinsanhebungen in diesem Jahr kommen, als der Markt aktuell bereits eingepreist hat. Im Schnitt erwartet wird zum Jahresende ein US-Leitzins zwischen 2,6 und 2,9 % (aktuell bei 0,75 bis 1,00 %).

In diesem Fall, den wir für durchaus realistisch halten, könnten die aktuellen Kurse bereits gute Möglichkeiten zum Nachkauf bzw. zum Einstieg bieten. Das Risiko nach unten schätzen wir an den Aktienmärkten mit rund 10 % ein. Der S&P 500 sollte dabei nicht unter die Hochs vor der Corona Krise im Februar 2020 bei 3.400 Punkten fallen. Die jüngsten Tiefs des US Index lagen jüngst bei rund 3.800 Punkten.

Auch an den Rentenmärkten sollte es zu einer Kurserholung kommen (= fallende Renditen), sobald die FED andeutet, die Zinsen im Rahmen der Inflationsbekämpfung weniger stark anheben zu wollen.

In diesem Sinne wünsche ich ein schönes Wochenende.

Michael Hater, Beratungslounge Essen

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